Im Rahmen der Verfahrenseröffnung gegen die Jugendlichen, die für den Tod Dominik Brunners verwantwortlich sein sollen, tauchen nach und nach Ungereimtheiten auf.
So soll Brunner nach den Obduktionsergebnissen an Herzversagen gestorben sein, also nur mittelbar durch die Schläge und Tritte. Die Staatsanwaltschaft hält weiterhin an der Mordanklage fest. M. E. handelt es sich hier aber um Körperverletzung mit Todesfolge. Denn eine Tötungsabsicht nachzuweisen, wird schwierig. Die Tat wird durch diese rechtliche Frage jedoch nicht weniger verabscheuungswürdig.
Weiterhin wird die Rolle und das Verhalten Brunners in der Sache kontrovers diskutiert. So soll er selber gedroht und evtl. auch Schläge ausgeteilt haben. Der Held erscheint dadurch in einem zweifelhaftem Licht.
Vielleicht war aber auch die Bezeichnung Held von Anfang an zu hoch gegriffen. Denn es ist m. E. in dieser Situation einem Unterlegenen nicht möglich, sich vorbildlich zu verhalten. Zunächst handelte es sich um Nothilfe, später dann sogar um Notwehr. Brunner musste erkennen, dass er den aggressiven Jugendlichen nicht gewachsen ist. Dennoch verleitete ihn sein Beschützerinstinkt und Helfersyndrom dazu, sich für die angepöbelten Kinder einzusetzen. Ein durchtrainierter Bodybuilder hätte in dieser Situation gelassen reagieren können, ein normal sportlicher Mann mittleren Alters wird seine Angst zwangsläufig überspielen müssen. Die Generation, die bei einer Pausenkloppe oder Kneipenschlägerei aufhört, sobald einer am Boden liegt, ist nahezu ausgestorben. Brunner musste also mit roher Brutalität rechnen, was sich ja leider auch mehr als bewahrheitet hat. In solchen Situationen kommt man mit den üblichen "heldenhaften" Tugenden nicht mehr weiter. Das mag einige schockieren, ist aber die Realität in den Städten. Hier ist auch der Staat viel mehr als bisher gefordert, einer solchen Verrohung gelangweilter Jugendlicher entgegenzuwirken. Die politischen Schwerpunkte sind aber momentan ganz andere.
Dominik Brunner ist ein Held mit Ecken und Kanten. Kein Supermann, sondern ein Mensch wie du und ich. Jemand, der sich eingesetzt und nicht weggeschaut hat.