Re: Kfz-Steuerbefreiung für schadstoffarme Neuwagen
von Dreamer » Sa 1. Nov 2008, 16:01
Gerade die Finanzkrise ist ja ein Paradebesipiel dafür, dass die Großen zunächst jegliche staatliche Eingriffe als Angriff auf die freie Marktwirtschaft ablehnen, im Krisenfall aber doch den Staat um Hilfe rufen. Die Suppe muss dann wieder die Allgemeinheit auslöffeln, während vorher massive Profite gefahren wurden.
Jeder Mittelständler würde aus diesen Profiten Rücklagen bilden, denn er weiß: im Falle von Absatzproblemen hilft ihm niemand.
In meinen Augen gibt es echtes Unternehmertum, welches für konstante wirtschafliche Entwicklung steht, Arbeitsplätze vor Ort schafft, in der Lage ist, sich an wechselnde Marktbedingungen auch ohne staatliche Hilfen anzupassen, etc. nur bei kleineren und mittleren Betrieben. Dort gibt es noch echtes unternehmerisches Risiko, denn der Inhaber muss bei Fehlentwicklungen auch um seine eigene Existenz fürchten. Ein Manager eines Großkonzerns muss das meist nicht, weil er nicht mit mit eigenen Mitteln haftet. Im Prinzip ist er Arbeitnehmer, der schon irgendwo wieder unterkommt und sich in der Zwischenzeit mit den Millionenbezügen der Vorjahre über Wasser hält.
Wenn man also mal den Aspekt der Ankurbelung betrachtet: Mit dem Bonus wird den Herstellern wieder nur mehr Zeit zugebilligt, dem längst verschlafenen Trend zu verbrauchsarmen Fahrzeugen endlich zu folgen. Der Betrag der Steuerersparnis könnte locker über verbrauchsarme Motoren etc. eingespart werden.
Gerade die deutschen Premiumhersteller konzentrieren sich ja derzeit auf lukrative Auslandsmärkte, in denen Dinge wie Umweltbewusstsein und Energiesparen noch nicht so weit fortgeschritten wird. Aber das ist ihre Entscheidung und kann nicht einfach durch einen Steuerbonus in Deutschland belohnt werden.
Bezüglich der Umwelt (Klimasteuer) halte ich es auch für das falsche Signal. Warum sollen bitte große und schwere Fahrzeuge, die die Umwelt unnötigerweise belasten, steuerlich gefördert werden? Die Tuaregs und Oberklassenlimousinen stellen zudem durch ihre Größe und Kraft in Verbindung mit meist rücksichtsloser Fahrweise ein erhebliches Sicherheitsproblem auf unseren Straßen da.
Der Steuerbonus sollte sich also nicht an Schadstoffklassen, sondern an absoluten Werten oder Fahrzeugtypen orientieren. So könnte man alles bis zur unteren Mittelklasse fördern oder bis maximal acht Liter Spritverbrauch und 140 g CO2-Ausstoß etc. pp. Das sind Fahrzeuge, mit dem jeder seine Mobilitätsbedürfnisse ausreichend befriedigen kann. Sofern jemand aus Prestige- und Komfortgründen etwas Höherwertiges benötigt, sollte er sich auch an den höheren Kosten durch die Umweltschäden und erhöhte Verkehrsraumnutzung beteiligen. Bei der Bahn kostet die erste Klasse und der ICE ja auch mehr. Einzig Familien, die kein Prestige- sondern Großraumfahrzeug benötigen, wären durch so eine Regelung benachteiligt, aber da könnte man sich sicher Ausnahmen einfallen lassen, indem man die Fahrzeuge in Kategorien einteilt.
Ein Mann wie ein Baum - sie nannten ihn Bonsai.